💡 Emetophobie – die panische Angst vor dem Erbrechen. Eine unsichtbare Kette, die das Leben einschränkt. Betroffene meiden bestimmte Lebensmittel, Orte oder sogar soziale Kontakte – aus Angst, die Kontrolle zu verlieren. Manche trauen sich nicht einmal mehr aus dem Haus. Die Behandlung? Kognitive Verhaltenstherapie, Expositionstherapie oder, in akuten Fällen, spezielle medizinische Hilfe.
Lena aus Würzburg war eine dieser Betroffenen. Sie las seit Langem meine Social-Media-Beiträge 📲 auf Instagram und Facebook. Jedes Wort traf sie ins Herz 💔 – doch den Mut, sich zu melden, fand Lena nicht. Die Emetophobie bestimmte Ihr gesamtes Leben, ließ Sie in Angst leben.
Bis zu jenem Tag. ✉️ Anonym schrieb Lena mir eine Nachricht und berichtete mir von Ihrer Krankheit. Ich musste mich zunächst darüber informieren, was hinter der Erkrankung oder vielmehr Störung in Form von Emetophobie überhaupt ist. Beim recherchieren erkannte ich sofort, dass dies eine ganz spezielle intensive Form der Angststörung ist und dieser Mensch sofort professionelle Hilfe benötigt. Ich ließ ihr zunächst die Anonymität – ich wusste, wie schwer der erste Schritt sein kann. Doch irgendwann bat ich Lena, mir zumindest ihren Vornamen zu nennen. Denn Namen geben Halt.
Nach langem Zögern kam die Antwort: „Ich heiße Lena.“ 💬 Ein scheinbar kleiner Satz, aber ein gigantischer Schritt! Denn wer unter Emetophobie leidet, hat oft nicht nur Angst vor dem Erbrechen, sondern auch davor, sich mitzuteilen und über die Angst zu sprechen.
Lena bat mich um Rat. Ein persönliches Treffen? Unmöglich. Die Emetophobie hielt sie gefangen. Also verabredeten wir uns per Zoom 💻 – ihr geschützter Raum. Doch ich wusste: Sie brauchte Unterstützung.
„Bitte bring jemanden mit – jemanden, der dir Sicherheit gibt.“ 🛡️ Nach langem Überlegen entschied sie sich für ihre Mutter.
So saßen wir schließlich am Bildschirm zusammen: Lena, ihre Mutter und ich. 💞 Ein erster Lichtblick. Ein erster Schritt aus dem Schatten der Emetophobie. Doch es reichte nicht.
Ich sprach Klartext:
„Lena, du brauchst professionelle Hilfe. JETZT. Geh in die Notaufnahme. Warte nicht länger.“
🚨 Gleichzeitig bot ich ihr an, sie persönlich ins Krankenhaus zu begleiten. Als ich ihr dann meine eigene dramatische 20-jährige Angstgeschichte erzählte, hörte sie hochkonzentriert zu – und in diesem Moment vergaß sie ihre Emetophobie für fast eine Stunde. Allein das Zuhören und das Erkennen, dass sie nicht alleine war, löste etwas in ihr aus, was ihr bisher unmöglich erschien: einen Moment völliger Ruhe. Allein die Tatsache, dass es Menschen gibt, die direkt helfen wollen, verschaffte ihr sofort Entspannung im Kopf.
Dies erlebe ich oft, wenn Menschen mich kontaktieren, um meine Geschichte zu hören – das Wissen, nicht alleine zu sein, nimmt einen großen Teil der Angst.
Sie zögerte, Angst in den Augen. Doch sie wusste: Sie konnte nicht mehr allein kämpfen. Sie erkannte in meiner Geschichte, dass sie jetzt Hilfe annehmen musste. Ich bot ihr an, sie zur Notfallklinik zu begleiten, doch sie lehnte es ab. Stattdessen gab sie mir ein Versprechen – in Form eines schriftlichen Vertrages –, dass sie noch am selben Tag in die Klinik gehen würde. Diesen Vertrag schließe ich immer dann mit Betroffenen ab, wenn ich das Gefühl habe, dass sie auch nach meiner Empfehlung nicht ins Handeln kommen. Es ist eine magische Sache, die immer funktioniert – der Moment, in dem das Versprechen schriftlich festgehalten wird, verändert die innere Haltung und schafft eine tiefere Verpflichtung zur eigenen Genesung. Das Beste daran war: Ihre ganze Familie begleitete sie. So ging sie nicht allein, sondern mit der Unterstützung ihrer Liebsten. Und das war der Wendepunkt. 🔄
Doch ihre Reise war damit nicht beendet. Die ersten Tage in der Klinik waren eine Herausforderung. Lena musste sich ihren Ängsten direkt stellen – unter Aufsicht erfahrener Therapeuten. Die ersten Therapieeinheiten drehten sich darum, zu verstehen, woher ihre Emetophobie kam. War es eine schlechte Erfahrung in der Kindheit? Eine tief sitzende Angst vor Kontrollverlust? Oder eine erlernte Schutzreaktion?
Die Therapie begann langsam. Lena wurde behutsam an das Thema herangeführt. Es begann Ihre Spezialtherapie, dann folgten Gespräche, Atemübungen, Expositionstherapien. Sie lernte, ihre Emetophobie nicht mehr als übermächtigen Feind zu sehen, sondern als Teil ihres Lebens, den sie schrittweise kontrollieren konnte.
Ihre Familie unterstützte sie so gut es ging. Doch auch sie musste lernen, loszulassen. Denn Emetophobie beeinflusst nicht nur die Betroffenen, sondern auch das Umfeld. Lena hatte sich viele Jahre auf ihre Familie verlassen, sich immer wieder in deren Schutz begeben – nun war es an der Zeit, selbstständig zu werden.
Die Wochen vergingen. Es gab gute und schlechte Tage. Momente, in denen Lena dachte, sie würde es niemals schaffen, und dann wieder kleine Erfolge, die sie weiter motivierten. Das erste Mal wieder alleine einkaufen gehen, ohne Angstattacke. Das erste Mal in ein Restaurant gehen, ohne Panik sich übergeben zu müssen. Kleine Schritte, große Siege.
Nach einigen Monaten kam Lena mit neuer Energie aus der Klinik. Sie hatte noch einen langen Weg vor sich, aber sie wusste nun: Sie war nicht mehr allein. Sie hatte Werkzeuge, Techniken und die Fähigkeit, mit ihrer Emetophobie umzugehen.
Lenas Reise ist nicht vorbei. Aber sie hat begonnen. Und jeder Schritt zählt.#
Einige Wochen nach ihrem Klinikaufenthalt erhielt ich eine Nachricht von Lena.
Mit warmen und dankbaren Worten beschrieb sie, wie sehr sich ihr Leben verändert hatte. Sie bedankte sich herzerwärmend für meine Unterstützung, für das Gespräch, für den Vertrag – für all das, was ihr den Mut gegeben hatte, diesen wichtigen Schritt zu gehen. Es war ein Moment der Bestätigung, dass es sich lohnt, Menschen in schwierigen Zeiten beizustehen.